Wirecard – Blick nach vorne: Abstimmung & Prüfung von Merchant Settlement Accounts bei Acquirern

VON ELDO DEVOLE

Das Bundesfinanzministerium hat nun einen 16 Punkte Plan für die Stärkung der BaFin veröffentlicht. Die Konsequenzen für den Finanzmarkt sind also, schon wenige Wochen nach dem Wirecard Vorfall, sehr konkret geworden.

Ohne ins Detail über die Bedeutung der einzelnen Punkte zu gehen, heißt dies für die Finanzindustrie folgendes: Die BaFin wird in Zukunft nun auch Sonderfälle des Zahlungsverkehrs detaillierter prüfen, sowie eine genaue und korrekte Aufschlüsselung und Ablage in den Büchern verlangen.

Alle Finanz- und Zahlungsinstitute werden sich nun der Aufgabe widmen müssen, den Detailierungsgrad in den Bereichen Reconciliation und Buchung zu erhöhen.

Dazu kommt, dass die Wirtschaftsprüfer nun (laut dem Plan des Finanzministeriums) auch zivilrechtlich für die Freigabe einstehen müssten, letztendlich vor Allem das wird den Fokus auf Genauigkeit noch einmal deutlich erhöhen.

Aus unserer Sicht ergeben sich drei Schritte, um dieses Thema konkret anzugehen:

  • Prozessdesign

Es sind in der Regel 20% der Fälle, die 80% der Arbeit machen. Im Zahlungsverkehr ist das nicht anders. Oft sind vielfältige Exoten der Grund, dass im internationalen Businessbereich sowohl auf Issuing- als auch Acquiringseite die Aufwände immer komplexer werden. Doch diese Baustelle, die noch beinahe jeder Acquirer oder Issuer hat, sollte nun endlich angegangen werden. Manuelle Nacharbeit muss nach Möglichkeit ausgeschlossen werden. Deshalb wäre es wichtig im Prozessdesign nach Automatisierungslösungen zu suchen. Dieser Weg wird unter Umständen lang, aber eine Lösung findet sich auch für die seltensten und exotischsten Fälle.

  • Kontrolle und Dokumentation

Richtlinien sowie die automatische und unumgehbare Dokumentation aller Schritte und Tätigkeiten wird unabdingbar. Händisch ausgelöste Schritte sollten nur dann zugelassen werden, wenn Pflichtfelder wie “Grund, Behandlung, Ergebnis” ausgefüllt wurden. Damit wird die Dokumentation als notwendiger Prozessschritt aufgenommen und eine rückwirkende Prüfung leichter, Beweggründer transparenter und Betrug schwieriger.

  • Systeme und Tools

Es gibt viele Lösungen im Markt, die bei Reconciliation und Buchführung helfen. Viele Acquirer und Issuer haben veritable eigene Lösungen entwickelt, die bereits vieles abdecken. Aus unserer Sicht wird es nun essenziell, auch die letzte Meile zu gehen und alle Fälle abzudecken, die generell für Kopfschmerzen sorgen. Dies kann entweder in Zusammenarbeit mit den Recon Software Providern oder durch entsprechenden Entwicklungsaufwand erfolgen. Wichtig ist es, ein Basisverständnis dafür zu entwickeln, welche Probleme noch bestehen. Wie viel “GAP” besteht in den Büchern? Woher kommt dieser? Dabei ist zu beachten, dass jeder ungeklärte Euro, morgen eine Million sein könnte. Vorrangig ist deshalb die genaue Analyse der Vorfälle sowie die Implementierung der richtigen Tools, um diese zu verstehen und die Lücken zu schließen.

Silver Lining:

Auch wenn dieser Artikel aus dem zu erwartenden Prüfungsdruck durch die BaFin entstanden ist, ist der nun folgende Punk nicht außer Acht zu lassen:

Die richtigen Abläufe, Datenauswertung und Datenbehandlung sind Gold wert. Sie helfen nicht nur dabei Prozesse zu optimieren, Kosten zu senken und dem CFO die Kopfschmerzen zu lindern. Sie können auch ein Sprungbrett für Innovation und Produktoptimierung sein.

Wir können nur dann etwas verbessern, wenn wir genau wissen, was nicht läuft.

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